In Zusammenhang mit einer extensiven Lektüre der Schriften Pierre Bourdieus, insbesondere von "Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft" (1987), richtete sich der Blick auf die mehr oder weniger verborgene Logik des Kunstsystems, und damit nicht zuletzt auf mich selbst als Akteur in diesem System: die Theorie ermöglichte es zwar, eine gewisse Distanz einzunehmen, aber als einem selbst in dieser Logik agierenden Subjekt geriet andererseits jede Kritik des Kunstsystems zur Selbstkritik. Die Herausforderung lag darin, mit dieser Paradoxie produktiv umzugehen.
Ansichten von Schildern bilden eine umfangreiche Serie von zugespitzten Statements. Mit ihnen wird institutional critique dezidiert und in den vielen verschiedenen Falten des Kulturzusammenhangs konkretisiert. Nicht nur der geniale Künstler wird dabei zum Ziel einer Entlarvungsstrategie. Wenn der Kunstbetrieb als mentaler Raum funktioniert, wird hier in seine autopoietische Dichte von Praktiken und Denkgewohnheiten in quasi organisierter Form interveniert.
Anfang der 90er Jahre wurde mit dieser Serie institutional critique in der Weise praktiziert, dass die Institution des "genialen Künstlers" ironisch und radikal zur Zielscheibe einer Entlarvungsstrategie gemacht wurde. Dazu dienen zugespitzte Statements, wie man sie zumeist schon einmal gehört zu haben glaubt, die akurat in ein Kategoriensystem geordnet und als fiktive Schilder ausgeführt sind, so als ob sie in verschiedenen mentalen Räumen des Kunstbetriebs jederzeit auftauchen könnten. Die komplette Serie wurde erstmalig in der Galerie Christian Gögger gezeigt und in Form eines Katalogheftes dokumentiert. Einzelne Motive oder Motivserien in verschiedenen Zusammensetzungen wurden als Editionen angeboten oder sogar in Form einer Rauminstallation "begehbar" gemacht.
AusstellungChristian Gögger
1995
AusstellungKünstlerwerkstatt München
1998
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