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Check-in Europe, Reflecting Identities in Contemporary Art


Europäische Identitäten im Rahmen der Globalisierung zu reflektieren stellt sicherlich eine spannende Herausforderung dar, zu deren Beantwortung die Gegenwartskunst Einiges beizutragen hat. Das Problem dabei dürfte nur sein, die enorme Vielfalt, die zudem in der Perspektive von KünstlerInnen noch multipliziert erscheint, auf Begriffe zu bringen, die eine Bewertung der verschiedenen Strategien erlauben.

Die Ausstellung bietet aber nicht nur eine große Zahl von künstlerischen Positionen (47 KünstlerInnen aus 31 Staaten) an, sondern teilt diese auch räumlich auf und ordnet sie 5 verschiedenen Kuratoren zu, wodurch sich bereits Themencluster und entsprechende Vergleichsmöglichkeiten anbieten.
Den Komplex „Sozioscape” könnte man da durch Roza El-Hassans (Ungarn) T-Shirt repräsentiert sehen, auf dem der Satz „I am overpopulation” einen paradoxen Umgang mit erwartbaren Krisen für diejenigen anbietet, denen die Unwahrscheinlichkeit einer humanen Weltgesellschaft Kopfzerbrechen bereitet. „Urbanscape” und „Innerscape” lassen die Konturen hervortreten, die das alltägliche Leben zwischen Freizeit und Intimität neuerdings strukturieren. Am eindringlichsten wirken hier vielleicht die Figuren von Enrique Marty (Spanien), die aus nicht viel mehr als Pappmachée und Kleidungsstücken fabriziert sind, aber dennoch die Grenzen des Erträglichen streifen, indem sie eine deformierte Existenz inszenieren.
Der andere Teil im anderen Gebäude wirkt zwar weniger konfus, einfach weil hier mehr Platz zwischen den Installationen bleibt, aber auch hier geht es quer durch die verschiedensten Lebensbereiche. „Identity Fusion” spielt mit den offiziellen Zeichen der unsere neue Lebenswirklichkeit beherrschenden Faktoren, auf die sich eine gewisse Sehnsucht richten mag, die jedoch auch mindestens ebenso viel Opposition provozieren. Am irritierendsten vielleicht Matei Bejenarus (Rumänien) kommentarlos aufgestellter Tischtennistisch, der sogar die Kunst selbst und die mit ihr verbundene Hoffnung auf ideale Kommunikation zurückweist.
Schließlich wird unter dem Stichwort „p2p” auf die digitalen Grundlagen neuerer Demokratieversprechen angespielt, die vor allem im nordeuropäischen Raum von jungen KünstlerInnen begeistert aufgegriffen zu werden scheinen. Aber auch hier liegt die Würze individualistischer Kultur im kritischen Reflex auf den globalen Kapitalismus, etwa wenn Jari Silomäkis (Finnland) „Weather Report” auf seiner täglichen Landschaftsaufnahme nicht nur persönliche, sondern auch weltpolitische Ereignisse handschriftlich vermerkt.

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Michael Hauffen

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