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The Collections of Barbara Bloom


Etwaige Zweifel an der Radikalität postmoderner Konzeptkunst finden sich bei Barbara Blooms Arbeiten auf Anhieb bestätigt, müssen aber nach genauerem Hinsehen sofort wieder revidiert werden. Zwar greift die Künstlerin auf den traditionellen Fundus bürgerlicher Kultur und deren Angebote zu privater Passion zurück, nutzt dieses Potential aber auch, um deren subtile Kontrollmechanismen zu demaskieren.
Die im Berliner Gropius-Bau versammelten Arbeiten sind entsprechend der Raumfolge in einzelne, thematisch definierte Kabinette unterteilt, deren Verbindung sich vor allem durch die angewandte Methode ergibt. Eines zeigt beispielsweise zerbrechliche und zerbrochene Gegenstände, deren Wert wie im Fall japanischer Keramiken durch einen reparierten Bruch auch steigen kann. Bloom nutzt diese Logik, indem sie Teekannen und Zierteller zerbricht und mit Goldimplantat wieder flicken lässt. Derart veredelt suggerieren die Objekte eine besondere Bedeutung, und lassen jeden Perfektionismus plump aussehen. Wie bei den anderen Kapiteln ihrer Sammlung auch, führen mehr oder weniger ausführliche Texte und Zitate die Betrachter in die Gedankenwelt ein, aus der dies alles entspringt. Die Texte erklären nicht nur, sondern deuten auch unterschwellige Motive der jeweiligen Kontexte an. Bloom geht es nicht um spektakuläre Enthüllung, sondern eher um perspektivische Umkehrungen und präzise Anspielungen, die es dennoch in sich haben. Paradigmatisch etwa ihre Version der Zeitschrift „Playboy”, die in Blindenschrift gedruckt ist, oder Miniatur-Faksimiles der Briefe Nietzsches mit den von seiner Schwester zensierten Stellen, die einer eigens dafür produzierten Schokoladentafel beigefügt sind.
Der Schleier, der unter dem Titel „Blushing” alle Bilder in einem der Räume wie in eine Nebellandschaft entrückt, steht auch metaphorisch für die poetische Verklärung, mit der Bloom gerne arbeitet. Literarische Techniken moderner Autoren – das ersieht man schon an der großen Menge von Buchumschlägen, die Bloom entworfen hat – haben dabei mehrfach für Anregungen gesorgt, aber deren Transfer in das Medium der bildenden Kunst, ist dennoch überraschend und in seiner Vielfalt beeindruckend. Hier wird also die kritische Avantgarde nicht zwischen Schmetterlingskästen und Thonet-Stühlen erdrückt, sondern entwickelt im konservativen Ambiente erst ihre eigentliche subversive Stärke.

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Michael Hauffen

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